Verfasst von: Manu | Februar 3, 2015

Wie ich von Nizza nach Monaco lief oder der Course du Soleil …

course du soleil

Ich liebe Spanien über alles und Frankreich habe ich bisher eher links liegen lassen. Doch seit zwei schönen Läufen im letzten Jahr an der französischen Mittelmeerküste (Nizza, Monaco) habe ich mich immer mehr in diese Gegend verliebt.

Und obwohl ich erst Mitte Dezember dort gewesen bin, so flog ich am letzten Freitag doch schon wieder Richtung Côte d’Azur. Per easyJet ging es erneut  nach Nizza. Weniger als zwei Stunden dauert der Flug, der diesmal leider etwas turbulent war. Im Landeanflug wurden wir ziemlich durchgeschüttelt und meine panische Sitznachbarin trug auch nicht unbedingt zur Beruhigung bei.

Ich war also froh als ich endlich wieder festen Boden unter den Füße hatte und mich auf sonnige Tage am Mittelmeer freuen konnte.

Nizza

Am Abend traf ich Jochen, der ein noch größerer Nizza-Liebhaber ist als ich, und wir machten uns auf den Weg zu einem Restaurant namens „Chez Pipo“. Dieses hatte mir noch auf dem Flughafen in Berlin ein Franzose empfohlen und sogar genau aufgeschrieben, was wir bestellen sollten. Also gab es Socca, Pissaladiere und als Nachtisch Tourte de Blettes. Alles sehr lecker und darüber hinaus noch preiswert!

Nizza

Am Samstag stand ein kurzes Läufchen mit diversen Fotopausen am Strand an und im Anschluss holten wir die Startunterlagen für den Course du Soleil in einem Laufladen im Zentrum ab. Zunächst suchte man sich in einer Liste am Schaufenster seine Startnummer heraus, um sie dann am Tisch zu sagen. Es gab nur ein kleines Problem: Meine Französischkenntnisse sind nur sehr rudimentär. Umso glücklicher war ich, dass ich verstanden wurde und die richtige Nummer (die übrigens dreistellig war) erhielt 🙂 Ein bisschen beunruhigte mich bei der Startnummernausgabe ja, dass ich nur Männer sah. Würde ich am Sonntag als einzige Frau ganz allein am Ende des Feldes laufen?

Nizza

Der Course du Soleil wurde bereits zum 18. Mal angeboten und ist ein Halbmarathon mit Start in Nizza und Ziel in Monaco. So war es jedenfalls geplant. Aufgrund eines Fußballspiels in Monaco wurde jedoch der Zieleinlauf verlegt und wir sollten aus Monaco wieder herauslaufen und am Strand in Fontvielle (also wieder auf französischen Boden) finishen. Damit verlängerte sich die Strecke auch auf 21,4 km.

Die Startgebühr war mit 20 Euro sehr günstig und darin enthalten war sogar ein Funktionsshirt, welches aber erst im Ziel ausgehändigt wurde. Der Lauf war übrigens mit knapp unter 1.400 Teilnehmern ausverkauft.

Bei der Startnummerausgabe musste ich, wie in Frankreich üblich, auch wieder ein medizinisches Attest abgeben. Leider gab es noch nicht einmal Sicherheitsnadeln, aber dieses Problem konnte auch noch gelöst werden.

Course du Soleil

Am Sonntagmorgen schien wie auch bereits die letzten Tage die Sonne. Doch mit 6° C war es sehr frisch. Wir liefen zu Fuß zum Start im Hafen von Nizza. Zum Glück konnte man sich dort im Terminal aufwärmen und es gab sogar heißen Tee.

Um 9 Uhr war Start und die Sonne begann schon die große Läuferschar zu wärmen.

Ich hatte ja ein wenig Bedenken, wie ich die über 21 km überstehen würde. Bisher war ich nie an zwei Wochenenden hintereinander einen Halbmarathon gelaufen. Vor einigen Jahren hatte ich es nur innerhalb von zwei Wochen versucht, aber das klappte damals nicht so optimal.

Es wäre auch schwierig geworden mitten im Lauf auszusteigen, da wir ja von Nizza nach Monaco laufen würden.

Der erste Kilometer war dann schon einmal den Hammer. Es ging gleich ziemlich steil nach oben und nach jeder Kurve tat sich ein neuer Hügel auf. Doch irgendwann schienen wir oben angekommen zu sein und ich konnte einen ersten Blick auf Villefranche-sur-Mer erhaschen. Wir liefen wieder bergab und erreichten den wunderhübschen Hafen der Stadt mit 5.000 Einwohnern. Dort wartete auch der erste Getränkepunkt auf uns, an dem Wasser und Orangen gereicht wurden.

Course du Soleil

Dann tat sich ein Stau vor mir auf und zwar an einer Treppe. Aber ich sah diesen Stau als willkommene Pause und auch die anderen Läufer nahmen dieses Hindernis locker.

Und weiter ging es am Meer entlang. Wunderbare Ausblicke auf das Meer und die Berge boten sich uns und somit soviele tolle Gelegenheiten für Fotos! Ich glaube ich habe noch nie soviele Fotopausen eingelegt wie bei diesem Lauf 🙂

Course du Soleil

Durch die Ablenkung mit wunderbaren Landschaften verflogen die Kilometer nur so. Mittlerweile war es recht warm geworden – aber nicht unangenehm. Auch sonst fühlte ich mich noch gut. Ich versuchte nur nicht zu langsam zu werden, da in der Ausschreibung etwas von einer Cut-off-Time von 1:15 h beim Casino in Beaulieu-sur-Mer stand. Und solange ich dieses Gebäude nicht erreicht hatte, wollte ich nichts riskieren. Aber ich wußte auch, dass noch so einige Läufer hinter mir waren, so dass ich mir eigentlich keine Sorgen machen musste. Endlich kam das Casino in Sicht und in der Tat zeigte die Uhr schon 1:08 h. Aber ich sah weit und breit nichts was daraufhin deutete, dass die Läufer nach mir aus dem Rennen genommen werden würden. Zumal wir mittlerweile auch nicht mehr auf einer abgesperrten Straße liefen, sondern auf dem Fußweg oder schmalen Wegen.

Course du Soleil

Und immer wieder mussten neue Anstiege bewältigt werden – auch der Getränkepunkt bei Kilometer 12 war auf einem Berg. Aber irgendwie war ich wirklich durch die tollen Ausblicke abgelenkt und hin und weg von jedem Anblick, der sich mir bei der nächsten Weggabelung bot. Der Course du Soleil ist wirklich einer der schönsten Läufe, an dem ich bisher teilgenommen habe. Und der Lauf machte seinem Namen alle Ehre – denn Soleil heißt Sonne.

Wir liefen durch Eze und Cap-d’Ail und ich erfrischte mich am dritten und damit letzten Getränkepunkt des Laufes. Wie lecker waren die Orangen!

Course du Soleil

Schließlich deuteten die Schilder darauf hin, dass wir das Fürstentum Monaco bald erreichen würden. Meine TomTom zeigte mir, dass ich eigentlich gut in der Zeit lag und nahm noch einmal Tempo auf. Auf den letzten Kilometern habe ich nur überholt.

Wir liefen also eine kleine Runde durch Monaco am Stadion entlang und dann wieder auf das französische Gebiet, wo wir am Strand von Fontvielle das Ziel erreichten. Unterwegs hatte es ja nur sehr wenige Zuschauer gegeben, aber auf den letzten Metern feuerten die Läufer, die bereits da waren, noch einmal richtig an. Das war toll und hatte ich in der Form auch noch nicht erlebt.

Course du Soleil

Da die Zeit bei diesem Lauf nur brutto gemessen wurde, hatte ich eine glatte 2:23:00 auf der Uhr stehen. Eigentlich waren es noch ein paar Sekunden weniger gewesen, aber das war nicht so schlimm. Ich war ohne Probleme über die Distanz gekommen und hatte meine Zeit im Gegensatz zu Marrakesch vor einer Woche noch einmal um 5,5  min verbessert.

Course du Soleil

Im Ziel gab es dann auch das Finisher-Shirt und natürlich gab es die nur noch in Größe L aufwärts 😦

Ich war total hungrig und stärkte mich erst einmal bei Cola und Kuchen.

Nach Nizza ging es dann mit dem Zug zurück, wobei auch eine kostenfreie Busfahrt in der Startgebühr enthalten war. Aber diese hätte zu lange gedauert.

Nizza

Den Nachmittag verbrachte ich noch entspannt in der Sonne am Strand und am Montag hieß es dann leider schon wieder Abschiednehmen. Aber ich komme wieder: In drei Wochen werde ich in Cannes an einem 10-km-Lauf teilnehmen.

Course du Soleil

Der Rückflug verlief glücklicherweise sehr ruhig und ich hatte das Glück noch einmal die gesamte Strecke von oben zu sehen. Von fast ganz links bis nach rechts und weiter bin ich beim Course du Soleil  gelaufen. Den Lauf empfehle ich uneingeschränkt – einer der schönsten Läufe in meinem Läuferleben. Und das für gerade einmal 20 Euro! Je reviendrai bientôt (Ich komme bald wieder)!


Antworten

  1. Wir haben dort noch vor ein paar Jahren regelmäßig 3 Wochen Urlaub bei den Schwiegereltern gemacht. Entsprechend kenne ich die Ecke und beneide Dich ganz dolle!
    Ich bin damals noch nicht gelaufen und muss eingestehen, da ist mir definitiv etwas entgangen!
    Und einen fetten Glückwunsch zum tollen Ergebnis!👍

    • Vielen lieben Dank! Ja, die Gegend ist dort wirklich wunderschön zum Laufen! Und vor allem, wenn man soviel Glück mit dem Wetter hat 🙂

  2. Wahnsinn wo du überall läuft…da beneide ich dich echt drum.
    Das ist pure Leidenschaft und 100% Spaß!
    Auf das noch viele Reise und unendlich viele Eindrücke dazu kommen.

    Viele Grüße aus den verschneite Bergen

    • Vielen lieben Dank Steve! Und ganz liebe Grüße in die verschneiten Berge aus der Hauptstadt!

  3. Nizza ist einfach so wunderbar und deine Bilder zeigen das auch. Ich würde auch so gern mal wieder dort vorbeischauen.

    Glückwunsch zu dem tollen Finish und schön, dass du so gut über die Distanz gekommen bist.

  4. Vielen lieben Dank Nadin! Ja, das ist schon ein wunderbares Fleckchen Erde!

  5. Glückwunsch für diesen Lauf! Das ist eine wirklich besonders reizvolle Strecke. Danke für diesen Bericht!

    • Vielen herzlichen Dank!

  6. Südfrankreich soll ja wirklich wunderschön sein und deine Bilder beweisen das mal wieder eindrucksvoll!

    • Oh ja, Südfrankreich ist wirklich wunderschön! Absolut empfehlenswert!

  7. Herrlichste Bilder! Das schreit regelrecht nach einem Ausflug an die Côte d’Azur. Wärme, Sonne, blaues Meer – wie könnte man da bitte nicht laufen?! 😉

    Liebe Grüße,
    Markus

    • Genau, dort kann man eigentlich nur laufen! 🙂

  8. Ach Manu, wie kann man da nicht neidisch werden! 🙈darf mir die Bilder nicht noch mal ansehen! Super schön!!!

    • Merci 🙂

  9. […] Schönstes Erlebnis: Course du Soleil […]

  10. Allein mit T-Shirt laufen zu können (und nicht mit Stirnband, Pulli, Funktionsjacke, …), lässt mich schon ganz neidisch werden!

    • Ja, im Winter nur im T-Shirt laufen zu können, hat auf jeden Fall etwas! 🙂

  11. Liebe Manu,
    liest sich toll, die Fotos machen Appetit, nächstes Jahr dort auch mal zu starten. Wir waren noch nie in Südfrankreich, unser Französisch ist wahrscheinlich noch rudimentärer als Deins – aber so einen schönen Lauf darf man sich nicht entgehen lassen. Danke für Deinen Bericht!

    • Oh ja, das wäre cool, wenn wir uns nächstes Jahr in Nizza treffen würden! War vielleicht ein Zeichen, dass mich diesmal ein Iwan am Strand dort angesprochen hat 🙂 Und es ist doch immer wieder schön, wenn man einen Grund hat sich mit einer neuen Sprache zu beschäftigen!


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