Eselskarren, Palmen und verschleierte Frauen – das und noch viel mehr sah ich beim meinem ersten Lauf in Afrika. Der Halbmarathon in Marrakesch sollte nicht nur ein Lauf auf einem für mich bis dato unbekannten Kontinent, sondern auch der Lauf in Land Nummer 23 werden. Und um noch eine Zahl zu nennen – es sollte mein 21. Halbmarathon insgesamt werden.
Die Vorbereitung war zwar fast nicht existent, denn ich bin nur einmal etwas über neun Kilometer gelaufen, aber das musste reichen. Und wie eigentlich immer bei meinen Halbmarathons wollte ich den Lauf genießen und unterwegs Fotos machen. Die Zeit war wirklich Nebensache.
Mit Air Berlin flogen wir am Freitagmorgen über Düsseldorf in die Hauptstadt von Marokko. In weniger als vier Stunden hatten wir die Stadt am Fuße des Atlasgebirges erreicht. Wunderschön war der Blick auf die bis zu 4.000 Meter hohen schneebedeckten Gipfel beim Landeanflug.
Uns empfingen Sonnenschein, blauer Himmel und Temperaturen von fast 20° C. Unser Fahrer brachte uns zum Riad D’ari in der Altstadt von Marrakesch, der Medina. Unsere Unterkunft befand sich in einem typischen Stadtpalast und beherbergte gerade einmal vier Zimmer, die um einen großen Innenhof gruppiert waren. Ich war begeistert!
Der Marathon in Marrakesch fand übrigens bereits zum 26. Mal statt und zwei Distanzen werden angeboten. Wir hatten uns wie erwähnt für den Halbmarathon entschieden und dafür waren stolze 53 Euro zu zahlen. Da soll sich noch einmal jemand über hohe Startgebühren in Berlin beschweren, denn dort hatte ich 30 Euro gezahlt! In der Startgebühr inklusive war übrigens ein Funktionsshirt und eine Medaille. Eine Kleiderabgabe durfte man aber nicht erwarten. Und auch die Infos auf der Website waren eher spärlich.
Daher war ich froh, dass wir am Freitagnachmittag auch den Weg zur Startnummernausgabe fanden. Nach etwa 15 min Fußweg von der Altstadt aus hatten wir die weißen Zelte erreicht, in denen wir unsere Startunterlagen erhielten. Diese bestanden aus der Startnummer inklusive Zeitmesschip und dem Funktionsshirt. Wir stellten auch fest, dass Einheimische für den Marathon nur etwa 10 Euro zahlten.
Am Samstag fand übrigens noch ein Welcome Race und ein Kinderlauf statt. Dort war die Teilnahme kostenlos.
Am Sonntag wurden dann die Marathonis um 8 Uhr auf die Strecke geschickt. Mit etwa 6° C war es zwar sehr kühl, aber in der Sonne wurde es sehr schnell warm und später zeigte das Thermometer sicherlich um die 20° C. Unser Start war für 9:15 Uhr geplant und wir hatten nur einen kurzen Fußweg von ca. 15 min von unserem Riad.
Als wir vor Ort eintrafen, waren wir doch über die große Anzahl von Läufern erstaunt. Sehr viele internationale Teilnehmer waren auszumachen, aber auch viele Teilnehmer aus Marokko. Und sogar marokkanische Frauen waren am Start – viele von ihnen mit Kopfbedeckung (Kopftuch und meist zusätzlich noch ein Basecap).
Der Zugang zum Startbereich wurde nicht kontrolliert und es gab auch keine Einteilung nach Zeiten.
Der Startschuss erfolgte pünklich um 9:15 Uhr auf einer großen Straße in der Nähe der Menara-Gärten. Den Kurs kann man am besten als eine große Runde um die Altstadt von Marrakesch beschreiben. Wir waren zu einem Großteil auf breiten Straßen unterwegs und kamen zu Beginn am Bahnhof entlang. Kurze Zeit später passierten wir ein Stadion. Bis Kilometer 5 war jeder einzelne Kilometer ausgezeichnet, wenn ich das richtig gesehen habe. Danach gab es nur noch aller fünf Kilometer ein Schild.
Erstaunt war ich, dass wir sogar Zuschauer hatten. Einerseits waren das die Begleiter der internationalen Teilnehmer, aber andererseits auch Einheimische. Besonders viele Gruppen von Kindern standen am Rand und jubelten wie verrückt. Ihr Ziel war es soviele Läufer wie möglich abzuklatschen. Das habe ich noch nie irgendwo in diesem Ausmaß erlebt.
Aller fünf Kilometer konnten wir uns an einer Verpflegungsstation mit Wasser, welches in Flaschen gereicht wurde, und Mandarinen erfrischen. Aber die letzte Station hatten wir bereits bei Kilometer 15 erreicht – danach gab es erst im Ziel wieder etwas.
Aufgrund meines geringen Trainings vorab war mein Ziel an dem Tag einfach nur das Ankommen. Bis Kilometer 10 konnte ich auch gut durchlaufen. Doch dann machte sich leider mein linkes Bein etwas bemerkbar und ich begann ab da zwischen Gehen und Laufen abzuwechseln. So konnte ich auch fotografieren und die Eindrücke an der Strecke besser erfassen 🙂
Ich hatte den Eindruck, dass der Lauf ein wenig zu einem Verkehrschaos beitrug, denn an den Kreuzungen standen immer Hunderte von Moped- und Mofafahrern und warten darauf, dass die Straße wieder freigegeben wurde. Der Verkehr ist in Marrakesch auch ohne Lauf sehr chaotisch und Verkehrsregeln gibt es nur auf dem Papier. Aber auch Eselskarren standen am Straßenrand, die vor allem in der Altstadt ein beliebtes Transportmittel darstellen. Sehr interessant war auch, dass viele Marokkaner mit ihrem Handy die Läufer fotografierten und filmten. Gar zu gern hätte ich auch gewußt, was sich die Einheimischen bei unserem Anblick so dachten … Mich sprach dann auch ein Marokkaner, der auf dem Rad nebenher fuhr, an. Aber leider (oder vielleicht auch ganz gut so) verstand ich nicht, was er wollte.
Wir liefen gegen Ende auch ein Stück an der Stadtmauer entlang und konnten einen Blick in die Souks – das sind Märkte, auf denen alles Mögliche gehandelt wird – erhaschen. Am Vortag hatten wir uns noch in den engen und verwinkelten Gassen der Souks verlaufen.
Gegen Ende hatte ich dann doch ein wenig Angst, dass ich beim Lauf angefahren werde und ich passte genau auf. Teilweise wurden nämlich Straßenabschnitte und Kreuzungen wieder für den Verkehr freigegeben.
Aber das Ziel war dann bald erreicht und es befand sich genau dort, wo wir auch gestartet waren. Für mich war der Halbmarathon nach 2:28:27 h beendet und mit dieser Zeit war ich zufrieden. Bei den Damen erreichte ich mit dieser Zeit Platz 548 von 758. Insgesamt gab es übrigens fast 4.500 Teilnehmer beim Halbmarathon.
Im Ziel gab es erneut Wasserflaschen, Mandarinen und eine winzige Tüte mit Rosinen und Datteln.
Wir entspannten uns am Nachmittag bei einer Tasse Minztee und marokkanischem Gebäck auf dem Platz der Gehenkten. Keine Angst – heute wird dort niemand mehr gehenkt!
Marrakesch ist schon eine sehr interessante Stadt – ein Ort voller Gegensätze!
Ich bin froh, dass ich dort gewesen bin und nun auch endlich einmal auf afrikanischem Boden gelaufen bin! Und ich bin mir sicher, dass ich nicht das letzte Mal in Afrika gelaufen bin.
[…] Schönstes Erlebnis: Halbmarathon Marrakesch […]
By: Marrakesch im Januar 2015 … | Mein Reiseblog on Januar 28, 2015
at 4:57 pm
Eine doch sehr schöne Anzahl von Teilnehmern. Hätte ich irgendwie nicht gedacht, aber wenn ich überlege, dass Marrakech auch recht groß ist…
Ein schöner Bericht und es macht noch mehr Lust auch diese Stadt zu besuchen.
Glückwunsch zu deinem Finish! Es war sicher wunderbar quasi in den Sommer hineinzulaufen.
By: Din Eiswuerfel Im Schuh on Januar 28, 2015
at 5:44 pm
Vielen lieben Dank! Ja, über die Teilnehmerzahl war ich auch sehr erstaunt – aber ein Großteil der Teilnehmer kam eben auch aus Europa, um wie Du so schön schreibst, in den Sommer hineinzulaufen 🙂
By: Manu on Januar 28, 2015
at 5:49 pm
Einfach toll. Da kann ich mir einen Halbmarathon auch mal im Januar vorstellen. Jetzt aber viel Spaß in Nizza.
By: Din Eiswuerfel Im Schuh on Januar 31, 2015
at 6:54 pm
Wie immer ein sehr interessanter Bericht. Sehr gut gemacht Manu.
By: Karl-Heinz on Januar 28, 2015
at 6:21 pm
Vielen Dank!
By: Manu on Januar 29, 2015
at 3:01 pm
Hallo Manu,
Danke für den interessanten Bericht und die tollen Eindrücke. In einem meiner Marathon-Bildbände steht auch schon, dass in Marrakesch viele Europäer starten. Seufz, Sonne und Wärme 😉 Glückwunsch zum Finish!
By: Iwan_bloggt (@Iwan_bloggt) on Januar 29, 2015
at 6:48 am
Immer wieder gern! 🙂 Und vielen lieben Dank!
By: Manu on Januar 29, 2015
at 3:01 pm
Oh, das weckt Sommerträume… Danke fürs Mitnehmen! Die Esel sind cool und das Land sicher faszinierend.Ein schöner Bericht!
By: chriba76 on Januar 29, 2015
at 10:27 am
Vielen lieben Dank! Esel gibt es viele zu sehen in Marrakesch – leider machen sie nicht so einen gesunden Eindruck. Denke, dass viele leider eher nur als billiges Transportmittel angesehen werden 😦
By: Manu on Januar 29, 2015
at 3:00 pm
Glückwunsch. Und wie immer ein klasse Bericht mit tollen Fotos. 🙂
By: RunningHasso on Januar 30, 2015
at 6:28 am
Vielen lieben Dank!
By: Manu on Januar 30, 2015
at 6:44 am