Здравствуйте! – so begrüßt man sich auf Russisch und das hatte ich bereits in der 5. Klasse gelernt. Russisch war meine erste Fremdsprache in der Schule und diese Sprache hat mich zehn Jahre lang begleitet. Doch leider hatte ich nie Gelegenheit sie einmal in der Praxis zu testen.
Doch diese Chance war nun gekommen. Russland sollte Land Nummer 17 werden, in dem ich an einem Lauf teilnehme.
Und so landeten wir Freitagnachmittag nach einem zweitstündigen Flug auf dem Pulkowo-Flughafen in St. Petersburg. Die Einreise war zum Glück unproblematisch – aber wir hatten ja auch ein Visum. Dieses hatten wir über eine Agentur beantragt – dafür waren neben einer Auslandskrankenversicherung auch eine Kopie der Gehaltsabrechnung und die Telefonnummer des Arbeitgebers notwendig! Und günstig ist so ein Visum auch nicht – pro Person hatten wir fast 140 Euro bezahlt. Teuer war übrigens nicht nur das Visum – auch der auserwählte Lauf war nicht gerade günstig. Wir hatten uns für die 10 km beim White-Nights-Marathon entschieden. Dort bezahlen wir als speziellen Preis für Ausländer 40 Euro pro Person! Die konnte man auch nicht so einfach per Kreditkarte bezahlen, da deutsche Karten aus irgendeinem Grund nicht akzeptiert wurden. Über Facebook erfuhren wir dann, dass wir die Startgebühr auf ein spanisches Konto überweisen sollten … Ich war etwas skeptisch, aber im Endeffekt war damit alles in Ordnung 🙂
Im Minibus ging es dann für kleines Geld (ca. 55 Cent) zur Metrostation Moskowskaja, wo wir in die U-Bahn wechselten. Die Metrostationen sind ja wirklich gigantisch und die Rolltreppen irre lang.
Am Newski Prospekt, der Prachtstraße in St. Petersburg, stiegen wir aus und liefen noch ein wenig bis zu unserem Hotel Vremena Goda. Dieses Mini-Hotel befand sich in der 5. Etage eines Hauses und es gab keinen Fahrstuhl 🙂 Oben angekommen erwartete uns eine russische Dame, die kein Wort Englisch sprach. Doch glücklicherweise verstanden wir die wichtigsten Dinge – selbst das komplizierte Schließsystem, welches aus einem Schlüssel und zwei weiteren Chips bestand. Und wir erfuhren noch dass uns das Frühstück am Morgen vor die Tür gestellt wird 🙂
Am Abend erkundeten wir die Gegend auf und um den Newski Prospekt und ich war besonders von der Auferstehungskirche begeistert. Genauso hatte ich mir Russland vorgestellt 🙂
Toll war auch die Helligkeit am Abend. Das Foto oben entstand gegen 22 Uhr! Die Weißen Nächte in St. Petersburg sind schon etwas Besonderes! Und wir sollten die Stadt während unseres Aufenthalts auch nie im Dunkeln sehen.
Am Samstag machten wir uns mit der Metro auf den Weg zum Sportpalast um dort unsere Startunterlagen abzuholen. Auch dort stellte ich fest, dass Englischkenntnisse in St. Petersburg nicht so verbreitet sind. Und erneut haben mir meine Russischkenntnisse wieder geholfen. Wir erhielten Baumwollshirts, die es leider nicht mehr in der richtigen Größe gab. Für die Marathonis gab es Funktionsshirts.
Am Sonntagmorgen stand zeitiges Aufstehen an. Nach deutscher Zeit um 6 Uhr klingelte uns das Handy aus dem Schlaf. Vorausschauend hatte ich mir zum Frühstück eine Banana und ein süßes Teilchen geholt, denn die Frühstücksboxen vom Hotel fand ich nicht so prickelnd … Und den Kaffee musste ich sogar schwarz trinken, da die Milch fehlte 😦
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum Schlossplatz an der weltberühmten Eremitage. Nach ca. 20 min kamen wir im Start- und Zielbereich an und mussten erstmal Fotos an den riesigen Matroschkas machen.
Fast 5.000 Läufer hatten sich versammelt um über die 10 km und die Marathondistanz an den Start zu gehen. Wir machten auch einige deutsche Teilnehmer im Starterfeld aus.
Startblöcke gab es nicht und so mischten wir uns einfach unter die Massen hinter der Startlinie. Um 9 Uhr fiel der Startschuss und auch wir mussten nicht lange warten bis wir die Startlinie überqueren durften. Direkt an der Eremitage zu starten hatte schon etwas – vor allem bei wunderschönem Sonnenschein.
Ich hatte mir für den Lauf keine bestimmte Zeit vorgenommen, da ich einfach die Stadt und die Atmosphäre genießen wollten. Außerdem war es recht warm und ich wußte, dass wir so einige Brücken überqueren würden.
Und nach 1,5 km ging es auch schon über die Blagoweschtschensky Brücke über die Newa. Somit erreichten wir die Petrograder Seite.
An der Kunstkammer und am Kriegsmarinemuseum vorbei liefen wir zur nächsten Brücke, die Tuchkov-Brücke. Dort hatten wir dann auch bereits die Hälfte der Strecke geschafft – ich hatte dazu unter 30 min benötigt. Zum Glück war hier auch ein Getränkepunkt und es gab Wasser in Flaschen für uns Läufer.
Glücklicherweise verschwand die Sonne dann hinter ein paar Wolken – mir war mittlerweile auch schon richtig warm geworden. Die Strecke war wirklich wunderschön und ich bereute es immer, dass ich nicht wirklich Zeit für Fotos hatte.
Wir passierten den Sportpalast und liefen Richtung Kronwerk. Am Troitskaya Platz bogen die Marathonläufer nach links und wir nach rechts ab. Damit hatten wir dann auch schon Kilometer 8 erreicht.
Über die Troitskybrücke liefen wir wieder auf die Moskauer Seite und das Ziel war nicht mehr weit. Eine Zeit von unter einer Stunde war eigentlich drin und ich beschleunigte noch einmal etwas.
Kurz vor der Eremitage sprach mich ein russischer Mitläufer an: Cко́лько вре́мени? Er wollte die Zeit wissen, da ich gerade auf die Uhr geschaut hatte 🙂
Schließlich erreichten wir erneut die Eremitage und ich fragte mich wie weit das Ziel noch entfernt ist. Irgendwie hatte ich schon das Gefühl dass die Strecke wohl länger ist und ich damit nicht unter einer Stunde laufen würde. Und als wir nach rechts auf den Schlossplatz abbogen, bestätigte sich dies auch. Das Ziel war doch noch weiter entfernt wie gedacht und somit benötigte ich über eine Stunde. Bei 1:00:42 h kam ich über die fast 10,2 km ins Ziel. Damit belegte ich Platz 350 (von 942) Frauen.
Im Ziel erhielt jeder Läufer eine schicke Medaille. Leider musste ich jedoch recht lange auf das Wasser warten – es gab eine längere Schlange, da sich jeder das Wasser selbst aus einem Wasserspender zapfen musste.
Aber ansonsten war es ein schöner Lauf! Ich kann den White Nights Marathon in St. Petersburg wirklich empfehlen, denn die Strecke ist wunderschön und sollte eigentlich langsam genossen werden 🙂
Nicht so toll ist natürlich die Tatsache, dass man für diesen Lauf extra ein Visum beantragen muss. Aber wer mag, kann ja einfach auch noch ein paar Tage dran hängen um die Weißen Nächte in St. Petersburg so richtig zu genießen. До cвидания!
Danke – toller Reisebericht 🙂 Aber mir wäre es mit Visum doch zu umständlich und teuer. Auch wenn Iwan´s Name auf eine russische Herkunft schließen lässt … so kommen wir wohl doch nicht dahin.
By: Anette und Iwan on Juli 1, 2014
at 6:32 pm
Ja, das mit dem Visum ist echt umständlich und auch nicht billig 😦 Da ist die USA ja ein wahres Schnäppchen in der Hinsicht. Aber vielleicht ändern sich die Visabestimmungen ja mal eines Tages …
By: Manu on Juli 1, 2014
at 6:36 pm
Wunderschön! Ich kenne nur Sibirien – naja, Teile davon. Scheint wirklich eine Reise wert zu sein, wenn man ein paar Euronen übrig hat. Glückwunsch zum Finish!
By: chriba76 on Juli 1, 2014
at 7:47 pm
Vielen lieben Dank! Wie kommst es denn dass Du Sibirien kennst?
By: Manu on Juli 2, 2014
at 4:28 am
Da sind wir während des Studiums für hin, mit einer Truppe wahnsinniger Slavisten und Historiker. Mein Russisch ist leider ziemlich begrenzt, aber das waren abenteuerliche 2 Wochen. Muss Ende der 90er gewesen sein, da war das Visum noch nicht so teuer. Kreditkarten waren allerdings auch ein Problem.
By: chriba76 on Juli 2, 2014
at 7:05 am
Ein sehr schöner Lauf-Reise-Bericht. 🙂 Es muss schon merkwürdig sein, wenn man weiß, dass eigentlich Mitternacht ist und noch immer hell am Himmel ist. 😉
By: Dany on Juli 1, 2014
at 7:48 pm
Lieben Dank Dany! Man gewöhnt sich ganz schnell an die Helligkeit und ist dadurch auch komischerweise nicht ganz so müde wie sonst um die Zeit.
By: Manu on Juli 2, 2014
at 4:28 am
Hi! Toller Bericht über diese tolle Stadt!! Glückwunsch zum Finish! 🙂
Ich war am Sonntag auch unter den Startern, allerdings für den ganzen Marathon (und ich kann dir verraten, ich habe auch kein tolles T-Shirt bekommen 😉 ).
Ich glaube, wir waren auch gar nicht so weit von einander entfernt. Hinter der Frau mit der Kamera im Rucksack auf deinem Bild bin ich auch einige Zeit hergelaufen. ^^
Wie lang warst du denn danach noch in Sankt Petersburg? Die Weißen Nächte sind echt etwas ganz besonderes. Die nächtliche Kanaltour, wenn sich die Brücken öffnen, war für mich ein ziemliches Highlight.
Eure Visa waren übrigens auch eher von der teuren und umständlichen Sorte. Es gibt günstigere Agenturen, bei denen man dann auch nicht den Arbeitgebernachweis oder so ne Späße braucht. Also falls du planst, nochmal nach Russland zu reisen, kann ich dir mit einem Link aushelfen 😉
Schöne Grüße aus SPb!
By: fruuuusch on Juli 2, 2014
at 10:12 am
Ach, das ist ja ein witziger Zufall! Und wie ich mittlerweile erfahren habe, hast Du über Judith von meinem Blogpost erfahren 🙂 Hatte mich schon gewundert wie Du mich gefunden hast. Hätten wir das nur mal vorher gewußt, dann hätten wir uns in St. Petersburg treffen können!
Wo hast Du eigentlich das Visum besorgt und wieviel hat es gekostet? Die Gehaltsbescheinigung war schon eine Anforderung von der Botschaft … LG
By: Manu on Juli 4, 2014
at 11:17 am
Also wie du vielleicht anhand meines Blogs sehen konntest, bin ich beruflich nach SPb gekommen. Bei mir durfte also die Firma für mein super bequemes 2-Jahres-Multieinreisen-Visum zahlen! 😀
Freunde und Familie haben immer über diese Agentur ihr Visum besorgt. http://www.lbtravel.de/
(Falls dir das jetzt zu viel Werbung in deinem Blog ist, darfst den Kommentar natürlich gerne löschen ^^)
Da brauchte man immer nur Visumsantrag, Pass & Passfoto. Alles andere (inkl. Einladung) machen die dann. Wenn man es nicht unbedingt auf Express macht kostet das dann auch „nur“ 85 Euro.
By: fruuuusch on Juli 5, 2014
at 6:07 am
Das schaue ich mir mal an. Vielen Dank!
By: Manu on Juli 7, 2014
at 6:31 pm
Wahrlich eine wunderschöne Stadt! Toller Bericht mal wieder!
By: Markus on Juli 2, 2014
at 11:11 am
Vielen lieben Dank, Markus!
By: Manu on Juli 4, 2014
at 11:15 am
Sehr schöner Bericht. Ich musste schmunzeln als du meintest du hättest gern mehr Zeit für Fotos gehabt, hast doch viele geschossen.
By: Joshly on Juli 4, 2014
at 6:06 am
Ich habe unterwegs ja auch nur ein Bild gemacht 🙂 Die anderen sind davor entstanden 🙂
By: Manu on Juli 4, 2014
at 11:14 am