Ich sammle Länder – nicht nur, indem ich sie bereise, sondern vor allem, indem ich in ihnen laufe. Land Nummer 28 sollte am letzten Wochenende Luxemburg werden. Der zweitkleinste Staat in der Europäischen Union fehlte mir in der Tat noch in der Länderlaufliste.
Wie gut, dass es hierfür jedes Jahr Ende Mai den ING Night Marathon im kleinen Großherzogtum gibt. Von diesem Laufevent hatte ich schon viel gehört und somit wollte ich dieses Spektakel einmal selbst erleben.
Am Freitagabend bestiegen wir ein Flugzeug von Air Berlin und flogen zunächst nach Saarbrücken. Dort verbrachten wir die Nacht im B&B-Hotel direkt am Bahnhof. Am nächsten Morgen legten wir dann die restlichen 100 km bis nach Luxemburg mit dem Bus zurück. Das war eine sehr entspannte Fahrt!
In Luxemburg angekommen, wollten wir zunächst zum Messegelände, der Luxexpo, fahren. Hierfür sollte es kostenlose Shuttlebusse vom Bahnhof geben. Wir fanden auch schnell die entsprechende Haltestelle und warteten auf den Bus, der aller 20 min kommen sollte. Doch wir mussten 50 min warten bis endlich ein Bus auftauchte! Der war zum Glück leer und brachte uns in 20 min zum Messegelände. Dort war dann alles super ausgeschildert und wir fanden uns auf dem riesigen Gelände perfekt zurecht.
Wider Erwartens war es sowohl auf der kleinen Laufmesse als auch bei der Startnummernausgabe total leer. Wir hatten uns für den Halbmarathon angemeldet und ich hatte hierfür 33 Euro bezahlt. Dieser Lauf war übrigens genauso wie die anderen Distanzen (Marathon, Staffel) ausverkauft. Das ist schon einmal ein Zeichen für einen guten Lauf!
Mit der Startertüte war ich auch sehr zufrieden. Enthalten waren ein Handtuch, Kopfhörer, Duschgel, eine Orange, ein Kühlschrankmagnet und ein Plastikteil, womit man Krach machen konnte, sowie Bibfix (zum Befestigen der Startnummer).
Leider konnten wir den Gutschein für die Pastaparty nicht mehr einlösen, denn dieser galt nur am Freitag.
Aber dafür konnten wir schon einmal das Zieltor in der Halle bewundern. Der Zieleinlauf beim ING Night Marathon findet nämlich nicht im Freien, sondern drinnen statt. Die Halle war sehr dunkel und ein paar Lichteffekte gab es auch schon zu sehen. Das versprach auf jeden Fall viel für den Abend!
Der Shuttlebus zurück ins Stadtzentrum ließ zum Glück nicht so lange auf sich warten und wir waren schnell in unserem Hotel. Dieses befand sich in der Nähe vom Bahnhof und lag direkt an der Marathonstrecke.
1,5 Stunden vor dem Startschuss standen wir erneut an der Bushaltestelle für den Shuttlebus. Dieser kam diesmal auch sehr schnell, aber war dafür total überfüllt. Wir quetschen uns irgendwie noch rein und mussten dann eng gedrängt die Fahrt bis zum Messegelände überstehen. War ich froh, als ich aus dem vollen und überhitzten Bus wieder rauskonnte!
Im Messegelände war es mittlerweile sehr voll geworden und wir begaben uns zunächst zur Abgabe der Kleiderbeutel. Das ging ganz fix und wir hatten dann noch recht viel Zeit. Wir trafen schließlich noch Jochen und plauderten kurz mit ihm.
Schließlich wurde es Zeit nach draußen zum Start vor der Halle zu gehen. Startblock C war schnell gefunden und Platz war auch noch.
Die Stimmung vor dem Start war gut und bei buntem Konfettiregen wurden die ersten Läufer dann um 19 Uhr auf die Strecke geschickt.
Ich musste mich noch etwa 10 min gedulden und dann ging es auch für mich auf die 21 km. Übrigens starteten Marathon-, Halbmarathon- und Staffelläufer alle gemeinsam.
Nach wenigen Metern galt es gleich den ersten Hügel zu erklimmen und das sollte nicht der einzige bleiben.
Zunächst einmal führte die Strecke durch den Stadtteil Kirchberg und war erst einmal nicht so spektakulär. Aber das sollte schnell nebensächlich werden, denn nach gerade einmal drei Kilometern merkte ich plötzlich, wie mir komisch wurde und ich totalen Hunger bekam. Soetwas hatte ich beim Laufen bisher noch nie erlebt: Hungerast! Also hatte ich tagsüber wohl doch zu wenig gegessen, auch wenn ich mich vor dem Start noch satt gefühlt hatte. Und in der letzten halben Stunde hatte ich sogar noch eine Banane gegessen.
Wie auch immer, ich fühlte mich recht schwach und hatte gerade mal die ersten Kilometer hinter mir. Ich lief langsamer und hoffte auf den ersten Verpflegungspunkt bei Kilometer 5. Hoffentlich würde es dort nicht nur Wasser geben! Als ich die Versorgungsstelle schließlich erreichte, war ich erleichtert. Neben Wasser gab es Isogetränke und darüber hinaus sogar Riegel, Bananen und Orangen. Da langte ich erst einmal zu und aß und trank ganz in Ruhe. Und in der Tat merkte ich dann beim Weiterlaufen, dass die Energie zurückkehrte. Dennoch aß und trank ich weiterhin an allen weiteren Verpflegungspunkten, die es glücklicherweise etwa aller drei Kilometer gab.
Normalerweise brauche ich bei einem Lauf nie etwas zu essen – Tee oder Isogetränk für Energienachschub reichen normalerweise. Und ich habe auch nie Gels dabei. Aber irgendwann ist immer das erste Mal …
Über die Avenue John F. Kennedy ging es dann einige Kilometer gerade aus in Richtung Stadtzentrum. Schließlich waren um die vier Kilometer in Limpertsberg zu laufen. Ich hatte mittlerweile längst die Orientierung verloren und wußte nicht mehr wirklich wo genau in Luxemburg wir uns befanden. Es ging wirklich kreuz und quer durch die Stadt. Mittlerweile konnte ich auch den Lauf genießen und war immer wieder über die plötzlichen Stimmungsnester überrascht. Gab es auf den ersten Kilometern nur wenig Zuschauer, so wurde die Stimmung im Stadtzentrum immer besser.
Bei Kilometer 13 erreichten wir den Parc Municipal, was auch ein schöner Streckenabschnitt war. Raus aus dem Park und dann hinein ins Centre-Ville. In der Altstadt von Luxemburg war dann richtig tolle Stimmung! Ich wollte an den Verpflegungspunkten eigentlich in Ruhe gehen und essen, aber man wurde da so angefeuert, so dass man einfach weiterlaufen musste.
Kurz vor Kilometer 15 bogen die Marathonläufer ab und begaben sich auf eine andere Strecke. Auch wenn wir bis dahin alle zusammen gelaufen waren, so konnten sich die Marathonläufer doch sehr gut im Feld orientieren. Erstmalig bei einem Lauf, an dem ich teilnahm, gab es nämlich zur Befestigung auf dem Rücken, eine Markierung, welche Distanz man lief. Das fand ich eine gute Idee! Und ich machte mir keine Sorgen mehr über die mich überholenden Läufer, die aufgrund der Markierung schnell als Staffelläufer zu erkennen waren.
Schließlich mussten wir die stimmungsvolle Altstadt wieder verlassen und es ging auf der langen Avenue John F. Kennedy zurück zur Messe. Die letzten Kilometer wurden dann meine schnellsten Kilometer des Halbmarathons und ich habe nur noch überholt. Meine Energiespeicher waren voll geladen und ich lief voller Elan.
Etwa drei Kilometer vor dem Ziel fing dann mein kleines Duell mit einem jüngeren Läufer an. Einmal überholte ich ihn, dann er wieder mich – und so weiter.
Auf den letzten Metern vor der Halle wurden wir immer schneller und nutzten geschickt jede Lücke aus. Schließlich der Zieleinlauf in der Halle – es war warm, es war neblig und es war laut! Die erste Sekunde fühlte ich mich fast blind – aber es war auch genial! Die letzten Meter in der Halle fühlten sich ein wenig wie Disco an und die Stimmung war einfach nur großartig! Es war nur etwas voll für einen richtigen Endspurt. Dennoch habe ich es geschafft und erreichte wenige Zentimeter vor meinem Rivalen das Ziel 🙂
2:16 h zeigte die Uhr an und damit war ich bei den gegebenen Umständen sehr zufrieden. Mein Duellpartner sprach mich dann noch an und bedankte sich, dass ich ihn auf den letzten Kilometern gezogen hatte. Eine nette Geste!
Im Bereich hinter dem Ziel gab es dann neben Getränken auch Obst und Kuchen, aber es war total voll! Außerdem wußte ich nicht, wo André und Jochen sind und kämpfte mich durch das Getümmel in die Halle. Und dort traf ich dann glücklicherweise meine Mitstreiter wieder.
Etwas anstrengend wurde dann noch die Rückfahrt mit dem Shuttlebus. Vor der Halle war es total überfüllt und wir mussten uns zum Bus durchkämpfen. Glücklicherweise bekamen wir noch einen Sitzplatz und konnten unsere müden Beine ausruhen.
Den Sonntagvormittag nutzen wir dann um uns Luxemburg im Spaziergängertempo zu erkunden. Eine nette Stadt!
Gegen Mittag brachte uns der Bus zurück nach Saarbrücken und auch dort war noch ein wenig Zeit für einen kleinen Stadtbummel.
Am Abend flog uns schließlich Air Berlin wieder in die Heimat.
Alles in allem war der Halbmarathon beim ING Night Marathon in Luxemburg ein genialer Lauf! Ich kann gut nachvollziehen, warum dieses Event bereits Anfang März ausverkauft war. Der einzige Minuspunkt war das Chaos bei den Shuttlebussen. Aber ansonsten: Empfehlenswert!
Ausstattung: Transcend von Brooks, TomTom Runner Cardio, Fitbit Surge
28 Länder. So langsam wird es wahrscheinlich dann ziemlich exotisch 😉
By: Markus on Juni 2, 2015
at 4:40 am
So schnell auch nicht. Nummer 29 wird erstmal Belgien 🙂
By: Manu on Juni 2, 2015
at 3:02 pm
hast n schon alle Bundesländer durch? 😉
By: Markus on Juni 3, 2015
at 4:42 am
Bei den Bundesländern fehlen noch einige 🙂
By: Manu on Juni 3, 2015
at 4:49 pm
Schöne Bilder und toller Beschrieb…macht Lust dort auch mal dabei zu sein.
Liebe Grüsse
Elly
By: Elly on Juni 2, 2015
at 5:55 am
Vielen lieben Dank, Elly!
By: Manu on Juni 2, 2015
at 3:02 pm
Lustig, wo wir mit dem Bus von England zurück sind, hab ich in Luxemburg ein Hinweisschild „Marathon“ gesehen, und musste an Dich denken. Dass Du dann wirklich dort gestartet bist… 😀
Das mit dem Hungerast ist mir bei meinem ersten HM passiert, weil es immer hieß, dass man ja nicht zu viel vorher essen soll. Gels hab ich zum Glück immer dabei.
Klasse Bericht wie immer. Was wird 29?
By: chriba76 on Juni 2, 2015
at 8:05 am
Das ist ja ein witziger Zufall! Dann hoffe ich mal dass wir beide in der Zukunft keinen Hungerast mehr erleben werden.
Nummer 29 wird Belgien 🙂
By: Manu on Juni 2, 2015
at 3:03 pm
Dann warst Du ja sogar fast in Trier. Das liegt für Berliner zwar nicht im Ausland, aber fast. Hier gibt es übrigens auch einen schönen Halbmarathon.
Von einem Hungerast zu Beginn eines Laufes habe ich übrigens noch nie gehört. Aber das wird Dir vermutlich auch nicht mehr passieren.
Danke für die schönen Eindrücke. Im kommenden Jahr werde ich dort den Marathon laufen. Ich hatte mich in diesem Jahr leider nicht rechtzeitig um einen Startplatz gekümmert.
Viele Grüße
Rainer 😎
By: midLAUFcrisis on Juni 2, 2015
at 9:07 am
Ja, Trier muss ich mir auch unbedingt noch einmal anschauen. War noch nie da.
Vor dem Halbmarathon fehlte eindeutig die Portion Pasta, die ich sonst immer am Vorabend habe. Aber da der Lauf am Abend war, war die Zeitplanung durcheinander 🙂
Dann schon einmal viel Spaß in Luxemburg in 2016!
By: Manu on Juni 2, 2015
at 3:04 pm
[…] Schönstes Erlebnis: Halbmarathon Luxemburg […]
By: Luxemburg im Mai 2015 … | Mein Reiseblog on Juni 2, 2015
at 3:23 pm
Ja, bei Frauchens erstem Abend-Halbmarathon war sie auch sehr unsicher, was und wieviel sie vorher essen soll – Hungerast gab es glücklicherweise dann keinen. Gut, dass Du noch so gut durchgekommen bist!
By: Iwan_bloggt (@Iwan_bloggt) on Juni 2, 2015
at 6:54 pm
Ja, ich glaube beim nächsten Halbmarathon am Abend esse ich dannn doch lieber etwas mehr vorab 🙂
By: Manu on Juni 2, 2015
at 6:57 pm
Wow, was das Mini-Land alles zu bieten hat :).
So n Hungerast ist echt fies, hatte ich auch schon im Training gehabt.
Ich hab jetzt aus Angst davor bei langen Läufen zumindest bissl Traubenzucker einstecken, in Folie natürlich, sonst ist man danach mit Zuckerguss überzogen.
Hilft zur Not auch über paar Km und passt auch in ne Laufhosen-Tasche rein.
Gute Erholung.
By: Laufspatz on Juni 2, 2015
at 7:34 pm
Ich mag Deinen Bericht und würde jetzt dort auch gern laufen, vielleicht 2016. Du hast mich jedenfalls dazu inspiriert.
Ja und Hungerast kenne ich zum Glück nicht, dafür andere fiese Sachen.
Zuletzt vor 5,5 Wochen erlebt 😦
LG von Birki
By: Runningbirki on Juni 3, 2015
at 7:34 pm
Ja, in Luxemburg sollte man auf jeden Fall einmal laufen! 🙂
By: Manu on Juni 4, 2015
at 5:12 am
Hach immer wieder schön von dir zu lesen. 2.16 ist echt ne gute Zeit unter den Bedingungen.-)
By: Joshly on Juni 5, 2015
at 8:53 am
🙂
By: Manu on Juni 7, 2015
at 3:19 pm